Kurze Neppendorfer Chronik
Um 1225 | Sächsische Gastsiedler (hospites) bauen eine romanische Basilika mit einem mächtigen Vierungsturm. |
1241/42 | Im Mongolensturm ist dieser Turm Zufluchtsstätte. |
1327 | Sächsische Siedler sind das erste Mal urkundlich im Dorf nachweisbar, das damals „Eppendorf“ – nach einem führenden Mann namens Eppo – genannt wird. Dabei wird auch erstmals der kathol. Pfarrer Nicolaus von Neppendorf urkundlich erwähnt. Bis zur Reformation sind die Namen von 12. kathol. Pfarrern bekannt. |
1372 | Erste urkundliche Erwähnung eines sächsischen Ortsvorstehers (villicus). |
1468 | Aus einem Steuerregister ergibt sich, daß Neppendorf von 36 Steuerträgern bewohnt ist. Großau hat zur gleichen Zeit 200 Hausväter. |
1493 | Der Ort wird von Türken niedergebrannt. Es sinken auch die Kirche und der mächtige Turm in Trümmer. |
Um 1540 | Die bisher katholischen sächsischen Bewohner von Neppendorf nehmen den evangelischen Glauben an. |
1597 | Erste dokumentarische Erwähnung eines in seinen ältesten Teilen aus dem Mittelalter stammenden Pfarrhauses. |
1603 | Abermals wird Neppendorf während des Bürgerkrieges niedergebrannt. |
1619 | Erste urkundliche Erwähnung einer Gemeindemühle. |
1659/60 | Während der Belagerung von Hermannstadt durch den Fürsten Georg Rakotzi II. hat Neppendorf durch fürstliche Truppen viel zu leiden. |
1701 | Die ersten sächs. Bruderschaftsartikel werden erwähnt. |
1706 | Im Laufe des Kurutzenkrieges wird der Ort wieder niedergebrannt. Kurutzen nannte man die zusammengewürfelten Truppen des Fürsten Franz Rakotzi. |
1719 | 107 Gemeindemitglieder sterben an der Pest. |
1725 | Die Ortsbewohner bitten den Hermannstädter Stadtrat um die Ansiedelung von zusäzlichen Steuerträgern in Neppendorf, da viele Häuserleerstünden. |
1728 | 31 Steuerträger werden erwähnt. |
1734-37 | Ansiedelung von evang. Deportierten, der „Landler“, aus dem Salzkammergut in Neppendorf. |
1747 | Aufbau eines neuen, niedrigeren Glockenturms auf den Ruinen des mittelalterlichen Turmes. |
1774 | Zusammenstellung der ersten erhalten gebliebenen Nachbarschaftsartikel. |
1781/82 | Das Hauptschiff der Kirche wird nach Westen zu verlängert und der heutige Glockenturm erbaut. |
1790 | Der Friedhof um die Kirche herum wird aufgelassen und der heutige Friedhof angelegt. |
1818 | Erstmals wird die Konfirmation an Palmsonntag erwähnt. |
1819 | Der Chor der Kirche wird erhöht. Im Dachstuhl fand sich die Jahreszahl 1548. |
1822 | Erstmalige Erwähnung des Katechismusaufsagens in der Leidenszeit durch Jungen. Seit 1947 sagen auch die Mädchen auf. |
1829 | Am 12. Sept. Großbrand: 26 deutsche und 26 rumänische Wohnhäuser sowie 67 Wirtschaftsgebäude samt der eingebrachten Ernte brennen ab. |
1838 | Erdbeben: Eine Glocke fällt vom Turm und zerbirst; sie wird umgegossen. |
1846 | Aus Württemberg kommen Schwaben, die aber bald wieder abwandern; nur die Familie Weimer bleibt. |
1851 | Gründung von evang. Schwesternschaften. |
1855-58 | Bau der sog. „Alten Schule“, die heute noch benützt wird. |
1856 | Erstmalige Wahl einer Gemeindevertretung (60 Männer), eines Presbyteriums (16 Männer) und eines Kurators (Math. Hubner, HNr. 56) – Sam. Gromer, der jetzige, ist seither der 21. Neppendorfer Kurator. |
1862 | Die heutige Turmuhr wird angeschafft. |
1873 | 12 Personen sterben an der Cholera, 11 an den Blattern. |
1876 | Gründung einer „Liedertafel“, der spätere „Männergesangverein“. |
1878 | Gründung der Freiwilligen Feuerwehr. |
1879 | Im Herbst gründen 14 Männer die Neppendörfer Musikkapelle; ihr erster Leiter ist Prediger Joh. Reißenberger. |
1884 | Gründung des evang. Ortsfrauenvereins, der bis 1941 aktiv ist. |
1887 | Der „Vorschußverein“ wird gegründet. |
1892 | Am Friedhof wird die Leichenhalle gebaut. |
Letzter Großbrand: Ein Wohnhaus und 84 Wirtschaftsgebäude brennen nieder. | |
1895 | Bau des Ortsamtsgebäudes; die Jahreszahl und das Viehbrandzeichen von Neppendorf, ein Schlüssel, sind im Giebel zu sehen. |
1897 | Mich. Maier wird Lehrer in Neppendorf und bleibt bis 1948 hier im Schuldienst; davon 38 Jahre als Rektor. |
1898/99 | Bau des evang. Gemeindesaals; Leitung: Jos. Eckenreiter, HNr. 480, und Zimmermeister Jos. Lederer, HNr. 791. |
1902 | Bau der sog. Neuen Schule durch Arch. Gustav Maetz, Hermannstadt. Derselbe gibt dem Pfarrhaus seine heutige Gestalt durch Um- und Anbau. |
Die Mauer zwischen Kirch- und Schulhof wird abgetragen. | |
1903 | Bau des Vorschußvereinsgebäudes Kirchgasse HNr. 108. |
1905 | Einführung des elektr. Stroms in Neppendorf und in die kirchlichen Gebäude; in die Kirche erst 1931. |
1909 | Jos. Gromer, HNr. 53, betreibt die Gründung des Kreditvereins. Das Haus Kirchgasse Nr. 499 wird dafür gekauft. |
1911 | Die Kirche bekommt die heutige Gestalt durch Verlängerung des Hauptschiffes nach Westen zu durch Baumeister Buertmes. Wegen der neuen Sitzplätze entsteht ein fast 9jähriger Streit zwischen Sachsen und Landlern. |
1912 | Einbau der heutigen pneumat. Orgel durch Karl Einschenk aus Kronstadt. Sie hat 2 Manuale und Pedal, 27 klingende Register, 7 Koppeln, einen Schweller und 1662 Pfeifen. |
1913 | Gründung einer „Laube“ des „Internat. Ordens der Gut-templer“, der bis 1933 gegen Alkoholmißbrauch tätig ist. |
1916 | Die mittlere und kleine Glocke werden am 25. Aug. für Kriegszwecke requiriert. |
Am 18. und 20. Sept. werden Kirche und Turm bei den Kämpfen um Hermannstadt durch Artilleriegeschosse beschädigt. Die Projektile mauert man später in die Turmwand ein. | |
1922 | Der Frauenverein stiftet zwei neue Glocken. |
1924 | Errichtung des Gedenksteins bei der Kirche für die 80 evang. Kriegsopfer aus dem Ersten Weltkrieg. |
1929-34 | Bau des Kindergartens durch Arch. Ludwig Orend, Hermannstadt. |
1929 | Die elektr. Straßenbahn wird am 18. Sept. in Betrieb genommen; sie verbindet Neppendorf mit Hermannstadt. |
1934 | Am 2. Sept. findet die 200-Jahrfeier zur Erinnerung an das Eintreffen der ersten Landler in Neppendorf statt. |
1945 | Ab dem 13. Jan. werden 599 evang. Personen (326 Frauen und 273 Männer) aus Neppendorf nach Rußland deportiert. |
In diesem Jahr werden 95 Kinder konfirmiert, das ist die höchste Anzahl überhaupt (1978: 93 Konfirmanden). | |
1948 | Am 3. Aug. werden die evang. Schule, ihr Vermögen und der Kindergarten den staatl. Schulbehörden übergeben. |
1949 | Wegen der Evakuierungen wohnen in diesem Jahr 7 Familien mit 25 Seelen im Neppendörfer Pfarrhaus. |
Am 24. Juli gründen 78 Bauernfamilien eine Kollektivwirtschaft; sie heißt „Zorile“ – nach ihr bekommt die Kirchgasse ihren Namen. | |
Das nördliche Querschiff der Kirche wird durch eine Schiebewand abgeteilt; so entsteht ein heizbarer Unterrichtsraum. | |
1950 | Höchste Anzahl von Trauungen: 51. |
1959 | Erster Busverkehr von Neppendorf nach Hermannstadt. |
1963 | Höchste Anzahl von Taufen: 106. |
1969 | Für 16.758,50 Lei erhält die Kriche eine neue elektr. Installation; für 29.256 Lei wird sie innen ausgemalt. |
1970 | Am 11. Juni schlägt der Blitz in die rote Lampe am Turm ein und zerstört die elektr. Leitungen. Im Dezember wird ein Blitzableiter am Turm montiert. |
1972 | Bau des Geräteschopfens am Friedhof. |
1973 | Die Friedhofskapelle wird erweitert und verschönt. Leitung: Kurator Joh. Schaitz, HNr. 1049, der auch eine neue Kanzel anfertigen läßt. |
1975 | Asphaltierung der Kirchgasse. |
Seit Jahresbeginn Ankündigungsläuten bei Todesfällen. | |
Neppendorf hat die höchste Seelenzahl: 4.119 evang. Personen. | |
An Exaudi legen erstmals die Männer, die 50 wurden, einen Kranz am Kriegsopfergedenkstein nieder. Der Brauch bleibt. | |
1976 | 16. Aug.: Beginn der Umbauarbeiten an der Pfarrscheune. |
Man fängt mit der Herstellung von Lehnbänken für die Frauen in der Kirche an. | |
1977 | 4. März Erdbeben: Schäden an Turm und Kirchendach. |
Pfr. Dr. H. Klima übersiedelt am 7.Okt. in die neue Wohnung. | |
1979 | Am 9. Mai wird das neue Gesangbuch in den Bibelstunden und im Unterricht in Gebrauch genommen. |
1980 | Am 1. Febr. tritt Pfr. Dr. H. Klima nach 41 Dienstjahren in den Ruhestand. |
Jos. Beer, HNr. 1015, schreibt 10 Tafeln mit den 216 Namen der Opfer des Zweiten Weltkriegs; die Tafeln hängen vorläufig in der Friedhofskapelle, seit 1993 in der Kirche. | |
Sehr viele Beerdigungen: 55 – soviel wie nur 1910. | |
1981 | Erneuerung des Fußbodens im südlichen Seitenschiff und Aufstellen von neuen Bänken für die alten Männer. Ein Windfang zum Turmaufgang in der Kirche wird eingebaut. |
1982 | Im Oktober beendet Joh. Huber, HNr. 796, nach fast 25 Jahren seinen Dienst als Kirchendiener. |
Aktion „Frauenlehnbänke in der Kirche“ ist abgeschlossen. | |
1983 | Erstmals sind bei einer Seelenzahl von 3.661 Evangelischen mehr Todesfälle (37) als Taufen (32). |
1984 | Am 2. Sept. Landlerfeier: 250 Jahre seit ihrem Kommen. Die Predigt hält Bischof D.Albert Klein; volkskundliche Ausstellung im Bibelstundenraum. |
1986 | Erdbeben am 31. Aug.: Schäden am Kirchendach. |
In diesem Jahr 405 unverheiratete Jugendliche – davon 249 Burschen – bei einer Seelenzahl von 3.246. | |
Am 28. Dez. stirbt der verdiente Altkurator Jos. Reichenbüchler und wird am 31.12. beerdigt. | |
1987 | Vollständige Aussenreparatur der Kirche, Erneuerung des Turmdachs und des Verputzes. Die Kirche erhält einen Farbanstrich – die Gemeinde leistet dabei 2.470 freiwillige Arbeitsstunden. |
Am 1. Nov. Wiederweihe der erneuerten Kirche. | |
1988 | Die Gärten an der rechten Seite der Alten Straße werden enteignet und der Bau von Blocks beginnt. |
14. März: Einführung der heutigen Gottesdienstordnung. | |
Am 6. Sept. Schändung des Friedhofs durch Umwerfen von Steinen bei 14 Gräbern. | |
Installation der elektr. Läuteanlage durch K.Hielscher; sie wurde von Neppendörfern aus dem Ausland und dem Diakon. Werk gespendet.. | |
Die Seelenzahl sinkt erstmals unter 3.000 auf 2.989. | |
1989 | Umzäunung des Friedhofs durch einen Maschendrahtzaun. |
Im Herbst: Restaurierung von Altar und Kanzel durch Ursula Brantsch aus Kronstadt. | |
Wegen der Revolution kein Friedhofs- und Turmblasen am 24. Dez. | |
1990 | Am 7. Okt. stirbt Pfr. Dr.H.Klima; er wird am 10.10. beerdigt. |
Am 24. Dez. spielt die Blaskapelle zum letzten Mal am Friedhof und auf dem Turm; dann werden Notenkasten und Instrumente in die Kirche gebracht. | |
Die Seelenzahl sinkt in diesem Jahr durch Auswanderung von 2.719 um 1.833 auf 886 evang. Personen. | |
1991 | Am 1. Okt. tritt Pfr. K.-H. Galter in den Ruhestand. |
Am 17. Nov. wird H.-D. Galter, Jakobsdorf, zum Neppendörfer Pfarrer gewählt und am 30.11. in sein Amt eingeführt. Er ist der 35. evang. Pfarrer von Neppendorf. | |
Gründung des Landwirtschaftsvereins NELVE. | |
1992 | Die 26 Nachbarschaften werden auf 4 reduziert. |
29. Febr.: Besuch des österr. Außenministers Dr. A.Mock. | |
27. Juni: Eröffnung des Landlermuseums in Goisern/O.Ö. | |
1993 | 25. Mai: Besuch des o.ö. Landeshauptmanns Dr.Jos. Ratzenböck. |
1994 | Seit Jahresbeginn treffen sich die Frauen wöchentlich im Handarbeitskreis. |
6. Aug.: Erstes Neppendorfer Heimattreffen in Neppendorf. | |
20. Okt.: Besuch des Kärtner Landeshauptmanns Dr.Ch.Zernatto. | |
1995 | Am 17. Mai besucht der dt. Bundespräsident Dr. Roman Herzog Großau – die Neppendorfer überreichen ihm ein Geschenk. |
1996 | Alle Gemeindeglieder nehmen an jeder Beerdigung teil. |
1997 | Am 14. Juni erfolgt die Grundsteinlegung für den Bau des Tagungshauses der Ev. Akademie Siebenbürgen (EAS) bei der Kirche. |
Zusammenstellung: Pfr.i.R. K.-H.Galter, 01.08.97